Hubertus Nimsch Pseudotaxus chienii W.C. Cheng 1947
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Syn.: Taxus chienii W.C. Cheng 1934 Nothotaxus chienii (W. C. Cheng) Florin 1948 Pseudotaxus liiana Silba 1996 Pseudotaxus chienii ssp. liane Silba 2007
Namen Engl.: White berry yew Chin.: Bai dou shan Deutsch: Scheineibe
Systematik Familie: Taxaceae Gattung: Pseudotaxus
Pseudotaxus chienii Habitus einer 12-jährigen Pflanze Arboretum Freiburg-Günterstal Foto © H. Nimsch
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Zur Familie der Taxaceae werden die Gattungen Taxus mit 7 Arten (Nordhemisphäre), Pseudotaxus mit einer Art ( SO-China), Amentotaxus mit 5 Arten (China, Taiwan, Indien, Vietnam), Austrotaxus mit einer Art (New Caledonia) und Torreya mit 6 Arten (Nordamerika, Südostasien) gerechnet.

Verbreitungskarte, Südost-China |
Verbreitung Die monotypische Gattung Pseudotaxus ist nur in den südostchinesischen Provinzen beheimatet. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in der Provinz Zhejiang (98 %). In den weiteren Provinzen Guandong, Guangxi, Hunan, und Jiangxi ist sie nur sporadisch verbreitet. |
Beschreibung Pseudotaxus ist ein immergrüner Strauch bis 4 m Höhe. Selten ist die Art als kleiner Baum bis 8 m Höhe, ohne erkennbaren Stamm, zu finden. Die in der Jugend hellgrünen Nadeln werden im Alter deutlich dunkler, sie sind bis 2,5 cm lang und bis 4,5 mm breit. Die leicht sichelförmig gebogenen Nadeln haben auf der Unterseite deutlich weiße Stomabänder, in denen die Spaltöffnungen in 10 bis 19 Reihen angeordnet sind. Die Spitze der Nadeln ist kurz stachel-spitzig. Die Mittelrippe ist auf der Nadelunterseite und auf der Nadeloberseite leicht erhaben. Pseudotaxus ist diözisch. Die Samenzapfen stehen einzeln, sie sind 5 bis 8 mm lang, 4 bis 5 mm breit und haben einen auffallend weißen Arillus, der den Samen zu 4/5tel seiner Länge umschließt. Der männliche Pollenzapfen ist dem der Gattung Taxus sehr ähnlich, nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass die pollensacktragenden Strukturen, die sog. Sporangiophore, nicht wie bei Taxus einfach an der Zapfenspindel ansetzen, sondern in der Achsel von Tragblättern stehen. Somit repräsentieren die männlichen Pollenzapfen von Pseudotaxus verzweigte Strukturen, während die Pollenzapfen von Taxus unverzweigte Strukturen darstellen.
Die Chromosomenzahl ist 2n = 24. Im Arboretum Freiburg-Günterstal hat eine etwa 2 m hohe Pflanze ca. 150 Samen angesetzt. Alle zuerst ausgebildeten Samen haben einen weißen Arillus, der aber deutlich zwei-lappig geteilt ist. Alle Abbildungen von Pseudotaxus in der Literatur haben dagegen einen ungeteilten Arillus. Die Ursache ist nicht bekannt.
Ökologie Im Hauptverbreitungsgebiet herrscht ein gemäßigtes bis subtropisches , vom Monsun beeinflusstes Klima. In den laubabwerfenden und immergrünen Bergwäldern ist die Art, meist einzeln oder in kleinen Gruppen, im Unterstand zerstreut verbreitet. Sie wächst auf basischen und sauren Standorten – bevorzugt werden aber steile Schluchtwälder und Feldabhänge in 900 bis 1400 m über NN. Die Durchschnittstemperatur beträgt 12 bis 15°C, der Niederschlag 1800 bis 2000 mm und die durchschnittliche Luftfeuchte 80%.
Für den Rückgang der Art wird die fortschreitende Zerstörung der Habitate, aber auch die unzureichende Bestäubung der weiblichen Blüten, infolge der nur noch zerstreut vorkommenden Art, genannt. Nach IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) wird Pseudotaxus in die Schutzkategorie Vulnerable (IUCN) gestellt.
Erfahrungen Örtliche Versuche im Arboretum Freiburg-Günterstal bestätigen die Empfindlichkeit von Pseudotaxus. Wie zu erwarten entsprechen die Klimadaten der WHZ 7 b nicht den heimatlichen Gegebenheiten. Bei Minustemperaturen von 15°C sind die ausgepflanzten Jungpflanzen eingegangen. Ein neuerlicher Versuch ist mit älteren Pflanzen in den nächsten Jahren geplant. In den wenigen Botanischen Gärten Deutschlands, die Pseudotaxus im Freiland kultivieren, dürften die Erfahrungen ähnlich sein. Bei G. Diamant in Duisburg wächst seit vielen Jahren Pseudotaxus ohne Probleme. Im Westen von Holland, Belgien und natürlich England ist die Gattung häufiger anzutreffen. Eine gemeinsame Anpflanzung von Taxaceen mit roten, weißen und gelben Arilli könnte Pseudotaxus aus ihrem Schattendasein führen. Darüber hinaus wäre dies auch ein Beitrag zur Erhaltung der am Naturstandort gefährdeten Art.
Literatur
Eckenwalder, J.E.: Conifers of the World, Timber Press, Portland, London, 2009
Farjon, A.: A Handbook of the Worlds Conifers, Brill. Leiden, Boston, 2010
Fu, L.-k.: China Red Data Book, Vol. 1, Sience Press, Beijing, New York, 1992
Zheng, W.-j.: Flora Reipublicae Popularis Sinicae, Tomus 7, Agendae Academiae Sinicae Edita, 1978
Dörken, V. M.: Morphology and anatomy of male cones of Pseudotaxus chienii. Institut for Biodiversity and Evolution of Plants, Ruhr Universität Bochum, Germany, 2011.
Autor
Dipl. Ing. Hubertus Nimsch 28. Oktober 2013

Pseudotaxus chienii Wald im heimatlichen Verbreitungsgebiet SO-China, Mt. Sanqing Foto: sqsdzgy.com

Pseudotaxus chienii Naturwald im natürlichen Verbreitungsgebiet Sanqingshan Global Geopark, Prov. Jiangxi, SO-China Foto: sqsdzgy.com

Pseudotaxus chienii Nadelspitze, vergr. Foto © V. M. Dörken
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Pseudotaxus chienii Jungpflanze mit männl. Blüten an einem Terminal-Trieb Foto © H. Nimsch

Pseudotaxus chienii Männl. Blüten vor dem Aufblühen Foto © H. Nimsch

Pseudotaxus chienii Nadeloberseite, Zweig mit männl. Blüten Foto © H. Nimsch

Pseudotaxus chienii Zweig mit jungen weibl. Samen Foto © H. Nimsch

Pseudotaxus chienii Terminal-Trieb mit weibl. Samen Foto © H. Nimsch

Pseudotaxus chienii Samen mit geschlossenem Arillus Foto: photo.hanyu.iciba.com

Pseudotaxus chienii Nadelunterseite, Zweig mit jungen, weibl. Samen Foto © H. Nimsch

Pseudotaxus chienii Stecklingspflanze, zweijährig Arboretum Freiburg-Günterstal Foto © H. Nimsch

Pseudotaxus chienii Pflanze mit geteiltem Arillus St. Ulrich Foto © H. Nimsch

Pseudotaxus chienii junger Samen in kreuzweise gegenständigen Basis-Schuppen, vergr. Foto © V. M. Dörken

Pseudotaxus chienii reifer Samen von geteiltem Arillus umgeben, vergr. Foto © V. M. Dörken

Pseudotaxus chienii Samenkorn, vergr. Foto © V. M. Dörken
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