Dacrydium guillauminii SOLANDER 1807
Geographie
Nouvelle-Calédonie liegt zwischen 19° und 23° südl. Breite und 164° und 167° östl. Länge. Verbreitungsgebiet Dacrydium guillauminii: Im SO der Grande Terre; Plaine des Lacs, Karten-N° 4837, Série orange vom Institut géographique national. Bereich: Chutes de la Madeleine.
Klima
Das Klima ist tropisch-ozeanisch. Die jährlichen Niederschläge reichen von unter 1000 mm in den westlichen küstennahen Gebieten und bis zu 4000 mm in den Gebirgsmassiven des Mt. Paine im Norden und dem Massif de Kouakoué sowie dem Mt. Humboldt im Süden. Die Niederschlagsmenge im Plaine des Lacs liegt zwischen 2000 mm und 3000 mm. Die Durchschnittstemperaturen sind ozeanisch bedingt sehr ausgeglichen und bewegen sich in Nouméa zwischen 22°C und 24°C.
Boden
Die vorherrschenden Magnesium-Eisen Silikate bzw. deren Verwitterungsprodukte sind an ihrer intensiv rotbraunen Färbung zu erkennen. Diese sogenannten Serpentinböden stehen oft in hoher Mächtigkeit an oder sind in allen Übergängen bis hin zum offen anstehenden Gestein zu finden. Dieser Boden und der stark färbende rote Staub prägen ein Drittel der Insel und die Landschaft im Plaine des Lacs. Diese ultrabasischen Gesteine oder Peridotite, deren Silikatgehalt weniger als 45% beträgt, sind charakterisiert durch einen Mangel an Calzium und in Abhängigkeit davon, an Phosphor, Aluminium und Alkalien (besonders Kalium). Dagegen zeichnen sie sich durch einen hohen Anteil an Eisen und Magnesium sowie durch ihren teilweise hohen Schwermetallgehalt an Chrom, Nickel, Kobalt und Mangan aus. Dieser Umstand hat sich sicher auch auf die Evolution der Flora ausgewirkt. Der wichtige Rohstoff Nickel wird seit 1875 und bis zum heutigen Tage abgebaut. Auch zukünftig wird leider durch den Nickel-Tagebau mit schwerwiegenden Folgen für die Natur zu rechnen sein. Durch Prospektion und Wegebau wird die lockere Vegetation und die dünne Humusauflage schnell zerstört und starke irreparable Erosionen sind die Folge.
Taxonomie der Gattung Dacrydium
Die Gattung Dacrydium wurde von Solander ex Forster im Jahre 1807 aufgestellt. In der Systematik wird die Gattung Dacrydium zur Abteilung der Pinophyta, der Klasse Pinopsida, der Ordnung Pinales und zur Familie der Podocarpaceae gestellt. Die alte Gattung Dacrydium wurde durch D. J. Laubenfels in 1969 einer Revision unterzogen. Nach der letzten Revision durch C. J. Quinn in 1982 wurde sie aufgegliedert in Falcatifolium, Halocarpus, Lagarostrobos, Lepidothamnus und Dacrydium (Molloy 1995 gliedert Lagarostrobos colensoi aus und stellt die neue Gattung Manoao auf). Das Artenspektrum der Gattung umfasst heute ca. 20 Arten, davon 4 Arten in Nouvelle-Calédonie.
Verbreitung
Die Verbreitung der Gattung erstreckt sich über den südostasiatischen Raum bis nach Ozeanien. Von Nord nach Süd ist die Gattung im Süden von China, in Thailand, Vietnam, Phillipinen, Indonesien, Papua Neu Guinea, den Solomonen-Inseln, den Fiji-Inseln, Nouvelle-Calédonie und Neuseeland verbreitet. Die hier behandelte Art Dacrydium guillauminii (sowie ihre Hybride Dacrydium x suprinii) sind nur im SO von Nouvelle-Calédonie verbreitet.
Beschreibung
Die immergrünen Bäume und Sträucher der Gattung Dacrydium sind diözisch und sehr nahe mit der Gattung Podocarpus verwandt. Die Nadeln juveniler und adulter Pflanzen können sich sehr deutlich voneinander unterscheiden (Beispiel: Dacrydium araucarioides) oder sich sehr ähnlich sehen (Beispiel: Dacrydium guillauminii). Die ungestielten, männlichen Zapfen stehen einzeln, die weiblichen Zapfen haben nur wenige fertile Zapfenschuppen. Die Samen sind z.T. oder ganz von einem fleischigen Arillus umgeben. Das gelbe bis rötliche Holz der Dacrydium-Arten hat eine schöne Maserung, steht aber im Gegensatz zu anderen Dacrydium-Arten, hier nicht zur Nutzung zur Verfügung. Die geringe Gesamthöhe von bis 4 m der hier behandelten Art im Alter und die schwachen Stammdimensionen sowie die geringe Gesamtmasse schließen eine Nutzung aus. Darüber hinaus ist die Art Dacrydium guillauminii durch Dekret der IDR (Research Institute for Development), Noumea, geschützt und von IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) in die höchste Schutzkategorie 1 eingestuft.
Taxonomie der Art Dacrydium guillauminii, Buchholz
Die Art D. guillauminii wurde erstmalig 1949 im Bull. Mus. Nat. Hist. Nat. Paris ser. 2, 21.:282 beschrieben. Sarlin in Bois et Forets Nouvelle-Caledonie: 92 et pl..21, 1954 und Harrison in Dallimore + Jackson, Handbook Conif. Ed 4: 223, 1966, haben die Art bearbeitet. D. J. Laubenfels in 1969 und C. J. Quinn in 1982 sind die Autoren, die Revisionen bezüglich der Gattung verfasst haben.
Nach einer erstmalig veröffentlichten Karte in der Erstbeschreibung von Dacrydium x suprinii (Feddes Repertorium, Wiley-VCH Verlag, Weinheim 118, 2007, 1-2, S.51-59) nach B. Suprin, Nouméa, Nouvelle-Calédonie, 1990, über das Verbreitungsgebiet von Dacrydium guillauminii, befinden sich alle neun Klein- und Kleinststandorte im Rivière des Lacs und Plaine des Lacs. Die Bedeutung der Karte wird auch dadurch unterstrichen, dass sich die Naturstandorte von Dacrydium x suprinii ausschließlich innerhalb der Verbreitungsgebiete von Dacrydium guillauminii befinden.
Beschreibung
Dacrydium guillauminii ist ein ausgesprochen seltener Baum. Selbst in Nouvelle-Calédonie ist er nur an wenigen, speziellen Standorten anzutreffen. Der Baum wird bis 3 m, maximal 4 m hoch und wächst ausgesprochen langsam. Nach Schätzungen sind die ältesten Exemplare über 300 Jahre alt. Junge Pflanzen wachsen straff aufrecht, d. h. in den (geschätzten) ersten 20 Jahren oder mehr, oft ohne wesentliche seitliche Verzweigung. Danach folgt im weiteren Wachstumsverlauf eine regelmäßig und konisch aufgebaute Krone, die sich später in eine wirre, abstrakte Kronenform verliert. Die dichtbeblätterten, eng stehenden Zweige an den relativ kleinen Bäumen vermitteln eher den Eindruck vor einem Busch zu stehen. Die adulten Nadeln haben Abmessungen von 13 – 17 mm Länge x 1 mm Breite. Der Samenzapfen befindet sich als schwierig zu erkennende Verdickung immer an den Zweigenden. Er ist dicht von umschließenden Nadeln umgeben und beinhaltet bis 5 Samen mit einer Länge von 4 mm. Das Vorkommen beschränkt sich auf Standorte, die sich direkt an Fließgewässern oder an Seeufern befinden. Offenbar verträgt die Art lang anhaltende oder dauernde Überflutung des Wurzelraumes gut. Während alte Bäume einen bis 80 cm Höhe verdickten Stammfuß haben, findet man dies bei Jungpflanzen auf gleichem Standort nicht. Die auf demselben Standort vorkommenden Retrophyllum minor wachsen ebenfalls dauernd oder zeitweise im Wasser und haben einen wesentlich stärker verdickten Stammfuß. Das Holz von Retrophyllum ist ausgesprochen leicht, von fast schwammiger Konsistenz. An einem Beispielbild kann gezeigt werden, dass die nur im SO der Grande Terre vorkommenden Arten Dacrydium araucarioides und Dacrydium guillauminii sehr nahe beieinander stehen, obwohl beide Arten auf gänzlich unterschiedlichen Standorten verbreitet sind. Während Dacrydium araucarioides auf trockenen, flachgründigen oder sklettreichen Standorten wächst, kommt Dacrydium guillauminii immer in oder direkt am Fließwasser in sogenannten Galeriewäldern vor. In diesen Galeriewäldern wurde auch die Art-Hybride Dacrydium x suprinii entdeckt (siehe Veröffentlichung im Journal Botanique Soc. Bot. France, Juni 2008, Paris, 7-19)

Dacrydium guillauminii Zweig; männl. Blüte; weibl. Zapfen; Fruchtschuppe mit Samen (nach H. Nimsch und D.J. de Laubenfels, verändert)

Dacrydium guillauminii Nouvelle-Calédonie, 1990 Verbreitungskarte nach B. SUPRIN, Nouméa,
Erfassung aller Standorte von Dacrydium guillauminii in Nouvelle-Calédonie
Vorkommen 1: Lac de Yate, ehemalige Mündung der Rivière des Lacs. Der Standort von D guillauminii wurde durch Dr. Hürlimann, Schweiz (1957) erfasst. Das Vorkommen ist durch den Stau des Yaté-Sees erloschen.
Vorkommen 2: Durch den Bau der " Ligne de transport d'énergie électrique" südlich der route principale wurde der größere Standort von Neocallitropsis pancheri östlich des Rivière des Lacs zerstört. Der kleinere Standort von Neocallitropsis westlich des Rivière des Lacs blieb erhalten. Hier kein Vorkommen von D. guillauminii.
Vorkommen 3: Rivière des Lacs, ca. 5 km von der route principale flussaufwärts ein Kleinstandort mit mehreren D. guillauminii und mehreren Neocallitropsis in unmittelbarer Nähe des Flusses.
Vorkommen 4: Rivière des Lacs, ca. 7 km von der route principale flussaufwärts ein Kleinstandort mit acht D. guillauminii und zwei Neocallitropsis ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Flusses.
Vorkommen 5: Rivière des Lacs, ein Einzelvorkommen von D. guillauminii direkt am Ufer des Flusses. Keine Neocallitropsis an diesem Standort.
Vorkommen 6: Rivière des Lacs, in einer Entfernung von ca.12 km oberhalb der route principale flussaufwärts befindet sich ein Kleinststandort mit zwei D. guillauminii und wenigen Neocallitropsis.
Vorkommen 7: Rivière des Lacs, hier stockt der individuenreichste Bestand von D. guillauminii ca. 13 km oberhalb der route principale in Mischung mit zahlreichen Retrophyllum minor. Die kleinen Bäume haben eine Oberhöhe von 2 – 4 m. Während alle Individuen von Retrophyllum im Wasser stehen, wachsen die von D. guillauminii z. T. im Wasser und z. T. in unmittelbarer Nähe des Wassers. Wenige Meter vom Ufer entfernt - aber schon 2 bis 3 m über dem Wasserniveau wachsen Dacrydium araucarioides. Bei etwa 4 m über Wasserniveau wachsen die ersten Neocallitropsis - auch in sehr lockerer Mischung mit D. araucarioides. Beide letztgenannten Koniferen werden trotz ihres Standortes in 3 – 4 m über Wasserniveau (Dez. 2005 / Jan. 2006) gelegentlich von Hochwasser überspült. Eine sich nach Süden anschließende größere Fläche wird von Retrophyllum auf nassen Standorten und von Neocallitropsis auf trockeneren Standorten bestockt und endet mit einer einzelnen D. guillauminii direkt am Ufer der Rivière des Lacs. Alle Dacrydium guillauminii mit 20 bis 30 cm Durchmesser am Stammfuß werden von B. SUPRIN, Nouméa, auf über 300 Jahre geschätzt.
Vorkommen 8: "Lac en Huit" - zwei Kleinststandorte am sehr flachen Ufer des Sees. Der erste Standort an der westlichen Seeseite hat nur etwa 20 m Länge und ca. 15 m Breite mit sehr wenigen D. guillauminii. Der zweite Standort am Südrand des Lac en Huit ist ebenfalls ein Kleinststandort mit nur wenigen D. guillauminii, die alle kaum einen Meter Höhe erreichen und nur wenige cm Durchmesser haben -- aber trotzdem schon sehr alt sind. (Schätzung von B. SUPRIN, Nouméa: weit über 100 Jahre)
Vorkommen 9: "Lac Intermédiaire" - ein Einzelvorkommen von D. guillauminii ca. 400 m nördlich des Sees. Höhe der Pflanze über 1 m.
Vorkommen 10: "Lac Intermédiaire" - ein Kleinstvorkommen von D. guillauminii am Norwestufer des Sees. Höhe der Pflanzen nicht über 1 m.
Vorkommen 11: "Grand Lac" - am Westufer des Grand Lac befindet sich ein Standort von Dacrydium guillauminii mit einer Länge von ca. 60 m und einer Breite von ca. 15 m entlang des sehr flachen Seeufers. Mehrere, bis 1 m hohe D. guillauminii wachsen hier in Mischung mit sehr vielen, bis 1 m hohen Retrophyllum minor. In nur geringer Entfernung vom Seeufer von ca. 15 m und ca. 1 m über Seeniveau wachsen Dacrydium araucarioides, Neocallitropsis pancheri u.a.
Flächeneinschätzung
Um zu einer Einschätzung der Standortsflächengröße von D. guillauminii zu kommen, wurden alle Einzelstandorte in Quadratmeter hoch gerechnet. Daraus ergab sich eine Gesamtfläche bei sehr positiver Auslegung von 8900 Quadratmeter.
Résumé
Der Gesamtbestand von D. guillauminii umfasst deutlich weniger als 1 Hektar! Daraus ergibt sich folgende Gefährdungsbewertung des Vorkommens:
- Das Gesamtareal der D. guillauminii verteilt sich auf 9 Kleinstandorte, davon 3 Kleinststandorte, die räumlich meist weit voneinander entfernt stehen.
- Eine deutliche Einengung des Genpotenzials als Folge der zerstreuten Standorte ist festzustellen.
- Biotische und abiotische Schädigungen des zersplitterten Vorkommens lassen befürchten, dass der Fortbestand der Art hoch gefährdet ist.
Erfreulicherweise sind auch gute Ansätze zur Erhaltung der Art festzustellen:
- Positiv werden die Schutzmaßnahmen der IRD Nouméa vor Ort bewertet.
- Ein natürlicher Schutz der Bestände gegenüber Feuer ergibt sich aus den Naturstandorten von D. guillauminii, die sich immer im oder am Fließwasser oder in Seeufernähe befinden.
- Die Bewußtseinsbildung über die Öffentlichkeitsarbeit zeigt erste Erfolge.
- International sind die Probleme erkannt: Daraus resultiert die hohe Einstufung von Dacrydium guillauminii im IUCN Red Data Book categories.
Zur Versachlichung muß auch festgestellt werden, dass die Gesamtverbreitungsfläche von Dacrydium guillauminii im Südosten der Grande Terre auch vor der Inbesitznahme durch die Kolonisation aufgrund ihrer speziellen Ansprüche an den Standort ganz sicher nicht sehr groß gewesen ist. Zu dieser Frage sind weitere Forschungen erforderlich.
Literatur
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De Laubenfels, D. J., 1969 A revision of the Malesian and Pacific rainforest conifers. 1. Podocarpaceae, in part. Journal of the Arnold Arboretum 50, 274 – 369
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H. Nimsch, Januar 2008 |